Nach dem Start mit zwei Niederlagen wollte Kurhaus bei Gladbach unbedingt punkten. Der Gladbacher HTC war allerdings in den ersten Spielen mit unglaublich starken Aufstellungen aufgelaufen, hatte sogar den Luxus den Weltklasse-Sandplatzspezialisten Jaume Munar auf der vierten Position aufzubieten. Unter diesen Vorzeichen war klar, ein Punkt wäre schon ein großer Erfolg.

Tatsächlich plagten Gladbach jedoch Personalnöte. Vorne war der Gegner mit Sebastian Baez und Tallon Griekspoor gewohnt stark besetzt, dahinter folgten mit Robin Haase und Tim Sandkaulen allerdings zwei Doppelspezialisten. Auf der anderen Seite konnte Aachen nicht auf seine etatmäßigen Spitzenspieler zurückgreifen, war dafür auf den beiden hinteren Positionen mit den sandplatzaffinen ehemaligen Top 100 Spielern Carlos Taberner und João Sousa stark besetzt.

Bei windbedingt schwierigen Bedingungen setzten sich in der Tat die auf dem Papier favorisierten Spieler durch. Zunächst ließ Carlos Taberner gegen Tim Sandkaulen nichts anbrennen. 6:2, 6:3. João Sousa verschlief den Matchstart gegen Robin Haase und kassierte sofort ein Break ohne selbst zu punkten, was den Routinier nur umso mehr anstachelte. Sousa gewann die folgenden sechs Spiele allesamt und damit auch den Satz. Danach fing sich Haase, der zweite Satz spielte sich bis zum Tiebreak weitgehend auf Augenhöhe ab. Dort konnte der Portugiese glücklicherweise noch einmal eine Schippe drauflegen und das Match für sein Team entscheiden. 6:1, 7:6.

Im ersten Einzel auf dem Center Court hatte Benjamin Hassan gegen Sebastian Baez das Nachsehen. Erwartungsgemäß macht der Argentinier es Hassan unglaublich schwer, brachte auch gut gespielte Angriffsbälle unangenehm zurück. Der Koblenzer spielte zwar tolles Tennis, der Weltranglistenunterschied von fast 200 Plätzen war die meiste Zeit nicht zu erahnen, aber in den entscheidenden Momente jeweils kurz vor Satzenende bewies der Argentinier doch seine Extraklasse. 4:6, 4:6. Ähnlich lief es bei Vít Kopřiva. Der Tscheche zeigte eine seiner besten Leistungen im Kurhaus-Trikot gegen die Nummer 36 der Welt und erspielte sich in beiden Sätzen ein Break Vorsprung. Leider brachte er die Führung nur im zweiten Satz über die Ziellinie. Und auch im Champions Tiebreak spielte Vít mit viel Herz, verpasste am Ende aber die große Überraschung. 5:7, 6:3, 5:10

Bei den Doppeln setzte das Lambertz-Team auf die schon in Essen erfolgreiche Kombination Benjamin Hassan/Hugo Nys. João Sousa spielte mit David Vega Hernandez, der schon abgesagt hatte, dann aber last minute noch einen Flug fand, der ihn rechtzeitig zum Team stoßen ließ. Zwischen Hassan/Nys und Griekspoor/Haase entwickelte sich ein berauschendes Duell mit allen technischen Finessen. Dabei war das Aachener Doppel immer einen Tick stärker und sicherte mit seinem Sieg Kurhaus zumindest das Unentschieden. 6:4, 6:4.

Die vermeintlich leichtere Aufgabe hatte das andere Doppel gegen Tim Sandkaulen und Nachwuchsspieler Finn Hopfe, der zu seinem ersten Bundesligaeinsatz kam. Der erste Satz war die erwartet klare Angelegenheit, aber im zweiten Satz schlichen sich leichte Fehler bei den Aachenern ein, Sousa setzte leichte Volleys ins Netz, Vega Hernandez retournierte zweite Aufschläge ins Längenaus. Auf der anderen Seite beeindruckten Tim Sandkaulens großartige Reflexe während der Debütant seine Aufgabe ebenfalls sehr gut machte. Im Champions Tiebreak zeigte sich allerdings erneut, was man schon bei den Einzeln beobachten konnte, in den entscheidenden Momenten können die Besten auch an schwächeren Tagen meist noch einen Gang hochschalten, so dass der CT schließlich eine eindeutige Angelegenheit war. 6:2, 6:7, 10:3

Das Lambertz-Team verbessert sich durch den Sieg auf Platz 6 der Tabelle. Mit Versmold empfängt Kurhaus am Sonntag im vierten Spiel auch noch die vierte Mannschaft aus dem Spitzenquartett der Bundesliga. Der schwere Gegner tut der Vorfreude jedoch keinen Abbruch. Mit der Fleischerei Lennartz und dem Baristinho stehen zudem geschätzte lokale Partner beim Catering auf dem Platz. Es ist also alles angerichtet für Weltklassetennis im Kurpark.