Mit Hugo Nys verstärkte sich das Lambertz-Team 2022 mit einem echten Doppelspezialisten. Der französisch-monegassische Spieler hat sich mittlerweile bis an den Rand der Top 10 vorgearbeitet und stand zu Beginn des Jahres bei den Australian Open an der Seite von Jan Zielinski erstmals in einem Grand Slam Finale. Im Lambertz-Team hatte er 2022 entscheidenden Anteil an der herausragenden Doppel-Bilanz des Teams. Abseits des Platzes ist Hugo ein echter Sonnenschein, einer der immer gute Laune ins Team bringt.

Interview

Hallo Hugo, willkommen bei Kurhaus Aachen! Du spielst diese Saison zum ersten Mal in der Bundesliga. Was erwartest Du von der Liga?

Ich spiele sehr gern in einer Liga und die Bundesliga ist bekannt dafür, dass sie die besten Spieler hat und wohl auch die beste Stimmung. Ich denke jedes Spiel wird ein harter Kampf und vor dem Publikum wird es sicher eine Menge Spaß machen.

Wie kam es dazu, dass Du jetzt Bundesliga spielst, wer hat Dich auf die Liga aufmerksam gemacht? Vielleicht Dein alter Doppelpartner Tim Pütz oder Deine französischen Mannschaftskollegen?

Ich wollte eigentlich von mir aus Bundesliga spielen und hab dann Alex angefragt. Tim und Meffy haben mir auch von der Atmosphäre bei Kurhaus vorgeschwärmt und dass sie mich gern im Team hätten. Da fiel die Entscheidung nicht schwer.

Was können die Fans von Dir auf dem Platz erwarten? Was für ein Spielertyp bist Du?

Die Fans werden schon merken, wieviel Bock ich auf die Liga habe!!! Ich spiele eine einhändige Rückhand und liebe ich es, so aggressiv wie möglich zu sein.

Magst Du uns noch ein wenig von Dir selbst erzählen? Wie hast Du angefangen Tennis zu spielen und wie sah Deine Juniorkarriere aus?

Ich hab mit 4 Jahren angefangen, Tennis zu spielen. Mein Vater ist Tennistrainer und meine Mutter arbeitete auch bei uns im Klub. Mein Großvater hat sogar an vielen Grand Slams und anderen großen Turnieren in den 50ern teilgenommen. Tennis liegt bei uns wohl einfach in der Familie.

Eine richtig großartige Juniorenkarriere hatte ich eigentlich gar nicht. Ich hab nur zwei ITF Juniorenturniere gespielt und eins davon auch gewonnen, in Frankreich mit 18 Jahren. Bis 18 war ich ganz normal in der Schule und bin nicht wie viele andere mit 15, 16 schon um die halbe Welt gereist. Stattdessen hab ich etwa mit 13 angefangen bei uns die regionalen Turniere gegen die Erwachsenen zu spielen. Im Nachhinein glaube ich, dass das gar nicht so schlecht war. Man spielt gegen viele Spieler, die älter sind als man selbst. Die haben teils sehr unterschiedliche Spielstile und sind auch einfach ein wenig ausgefuchster. Das bereitet einen ganz gut auf die Herren Tour vor.

Wann hast Du gemerkt, dass Du es als Pro schaffen kannst?

Ich kann eigentlich nicht sagen, dass es den einen Punkt gab. Es war schon als Kind immer mein Traum Tennisprofi zu werden und als sich die Chance ergab zu Turnieren zu reisen, da war es für immer klar, dass ich das machen würde.

Was hat es eigentlich mit Monaco auf sich? Für uns Deutsche ist das ein winziger Ort an der Cote d’Azure, an dem sich die Multimillionäre tummeln. Dann gibt es da das Monte Carlo Masters und der ein oder andere hat wohl schon mal gehört, dass Alex Zverev da wohnt und auch Boris Becker eine Weile da gelebt hat. Es scheint also auch irgendeine Verbindung zum Tennis zu geben. Kannst Du uns ein wenig darüber aufklären, wie Monaco wirklich ist? Und wie kommt es, dass Du Monegasse geworden bist?

Also Monaco ist nicht nur ein schicker Ort, an dem die Milliardäre unter sich sind. Ich muss sagen, dass ich mich sehr glücklich schätze, in einem der schönsten und bekanntesten Tennisclubs der Welt, dem Monte Carlo Country Club, trainieren zu dürfen. Man nimmt den Sport dort sehr ernst und das gefällt mir. Als ich 22 war hatte ich echt Probleme auf der Tour voranzukommen und war auch ziemlich knapp bei Kasse. In der Zeit hat mich der monegassische Tennisbund sehr unterstützt, mir die Gelegenheit gegeben, mit einem Coach zu arbeiten und mein Spiel weiterzuentwickeln. Nach dieser Erfahrung liegt es mir natürlich am Herzen, für Monaco auch im Davis Cup zu spielen.

Du hast im Davis Cup für Monaco bisher ziemlich erfolgreich gespielt, tatsächlich sogar alle Deine Doppelbegegnungen gewonnen und zuletzt seit Ihr auch noch in die World Group II aufgestiegen. Aber ist das nicht ein wenig seltsam, für ein Land einen Nationenwettbewerb zu spielen, dessen Bevölkerung fast komplett ins größte Tennisstadion der Welt (Arthur Ashe) passen würde? Wo spielt Ihr dann und wie viele Leute kommen, um Euch anzufeuern?

(lacht) Ich hab noch nie darüber nachgedacht, wie Arthur Ashe aussehen würde, wenn man die ganzen Monegassen da reinbringen würde, aber es ist ein ziemlich lustiger Gedanke und auch ein schönes Bild. Was den Davis Cup angeht, wir spielen unsere Heimspiele im Monte Carlo Country Club und es kommen schon ein paar Leute, aber wahrscheinlich nicht ganz so viele wie das bei deutschen Davis Cup Begegnungen ist. Das ist dann vermutlich eher wie ein großes Bundesligamatch, aber die Stimmung ist immer gut.

Man kennt Dich in erster Linie als Doppelspieler, aber Du hast auch im Einzel einige Futures gewonnen und dazu ein paar ordentliche Ergebnisse bei Challengern erzielt. Seit März 2020 bist Du allerdings gar nicht mehr im Einzel angetreten. Wie kommt es, dass Du Dich jetzt komplett auf das Doppel konzentrierst? Hing das irgendwie mit Corona zusammen?

Angefangen hat es damit, dass ich zusammen mit meinem monegassischen Teamkollegen Romain Arneodo vom Verband eine Wild Card für das Rolex Monte Carlo Masters 2017 bekam. Das war eine unglaubliche Woche. Wir sind bis ins Halbfinale gekommen und standen anschließend am Rand der Top 100 im Doppel. Zwei Monate und eine dritte Runde in Wimbledon später, war ich Top 80. Das heißt, dass man auf einmal in die ganzen 250er Turniere reinkommt und die Slams spielen darf. Mein Ziel war immer, Tennis auf der ATP Tour zu spielen und im Doppel hab ich einfach zuerst den Durchbruch geschafft. Also hab ich mich darauf konzentriert und versuche da alles zu geben, um so erfolgreich wie möglich zu sein.

Du hast wortwörtlich schon mit Dutzenden Spielern aus allen möglichen Ländern Doppel auf der Tour gespielt. Wie läuft das so für Dich? Ist das nicht anstrengend, sich für jedes Turnier immer wieder mit anderen Leuten absprechen zu müssen? Und wäre es nicht von Vorteil, auch mal länger mit einem Spieler zu spielen, so dass sich Automatismen einspielen und man irgendwann intuitiv weiß, was der Partner macht?

Das stimmt, ich hab echt schon mit vielen Leuten gespielt. Am besten ist es tatsächlich, wenn man mit einem Spieler eine ganze Saison zusammenspielt. Dann entwickeln sich Automatismen und auch eine gewisse Konstanz. Leider weiß man aber nicht immer vorher, mit wem man über einen längeren Zeitraum gut klarkommt und zu wem das eigene Spiel in der Praxis dann wirklich passt.

Deine bisher erfolgreichste Phase hattest Du zusammen mit Tim Pütz. Ihr habt letztes Jahr zusammen zwei 250er gewonnen und seit dann in Roland Garros auch bis ins Viertelfinale gekommen. Ihr schient gerade auf der Asche so gut zu harmonieren, dass es nicht komplett abwegig schien, Euch sogar Außenseiterchancen auf den Titel bei den French Open einzuräumen, vor allem nachdem ein paar der Topteams früh scheiterten. Warum habt Ihr so gut zusammengepasst und wie kam es, dass Ihr danach nicht weiter zusammengeblieben seid?

Ich hatte in meiner Karriere bisher zwei, drei richtig gut funktionierende Doppel-Partnerschaften und die mit Tim war definitiv eine davon. Das lief einfach super: 17 Siege, 11 davon am Stück bei nur zwei Niederlagen. Neben den Titeln in Estoril und Lyon haben wir auch noch ein großes Challenger gewonnen und das Viertelfinale bei den French Open, unserem ersten gemeinsamen Slam, war natürlich auch ein Highlight.

Tim und ich sind schon ewig befreundet und die Chemie auf und neben dem Platz stimmt, das ist richtig harmonisch. Ich denk, dass ist auch mit das wichtigste. Aber es passte auch von den Spielanlage her super zusammen. Ich spiel eine einhändige Rückhand und bin ziemlich gut am Netz, Tim ist ein starker Aufschläger und supersolide von der Grundlinie. Das passt perfekt zusammen und ich denke, deshalb lief es auch so gut für uns. Und trotz des guten Laufs war unser Ranking anschließend leider nicht gut genug, um an den Masters teilnehmen zu dürfen. Wir hätten noch ein wenig mehr Zeit zusammen gebraucht, aber Tim bekam ein Angebot mit einem Top 15 Spieler zusammenzuspielen, was bedeutete, dass er den Schritt zu den Masters direkt machen konnte. Ich freu mich riesig für Tim, dass das bei ihm und Michael so gut läuft. Seitdem bin ich allerdings ein bisschen auf der Suche nach einem Partner, mit dem ich ähnlich gut zusammenpassen würde. Bis ich den gefunden habe, arbeite ich daran mein eigenes Spiel so gut wie möglich zu machen.

Doppelspieler sind ungewöhnliche Sportprofis in dem Sinne, dass sie extrem langlebig sind. Du bist zum Beispiel schon mehr als zehn Jahre Tennisprofi, was Dir sicherlich auch eine gute Perspektive auf die Dinge gibt. Gleichzeitig ist es aber sehr gut möglich, dass Du auch in zehn Jahren noch auf dem höchsten Level spielen kannst. Was erhoffst Du Dir von Deiner Karriere und was sind die Ziele, die Dich motivieren, über einen so langen Zeitraum jeden Tag alles zu geben?

Das wichtigste ist mir, wirklich jeden Tag alles zu geben, damit ich einmal stolz auf meine Karriere zurückschauen kann. Ich möchte da absolut nichts bereuen müssen. Was Träume angeht, ich möchte einen Grand Slam gewinnen! Das ist dann auch schon alles. Klar, hätte ich nichts dagegen zehn zu gewinnen, aber fangen wir mit einem an und dann sehen wir weiter. Aber dieses Jahr habe ich noch ein weiteres Ziel: Ich will mit Euch diese Liga gewinnen. Allez!!!

Statistik

Geb.-Datum: 16.2.1991
Geb.-Ort: Evian
Nationalität: Deutsch
Größe: 1,85 m
Spielhand: Rechts
Profi seit 2010
ATP Doppel: 13
ATP Doppel Beste: 13

Doppeltitel: 1 Masters, 4 ATP 250er

Im Team seit 2022
Saisons für Kurhaus: 1

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